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GUATS MAGAZIN

GUATS MAGAZIN

Interview mit Kristina. Sie meint, dass die echten Chancen im gesellschaftlichen Wandel liegen. In der Veränderung unseres Status-Denken. Materieller Reichtum sollte längst eher uncool sein!
Hallo liebe Kristina von GUATS.
Wir freuen uns über das wunderbare Interview mit einer Lindenbergerin!
Zu verdanken haben wir die Bekanntschaft den Allgäuer Macherinnen.

 

Zusammen mehr sein...

 

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Hier ein paar Worte zu dir:

Mein Name ist Kristina Kalenberg, ich lebe seit 2016 im Allgäu und habe mütterlicherseits familiäre Wurzeln in Lindenberg. Ich bin in Duisburg geboren, am Niederrhein aufgewachsen, habe Kommunikationsdesign studiert und war früh für Agenturen tätig. Die damals neuen technischen Möglichkeiten haben mich so fasziniert, dass ich seinerzeit kurz entschlossen eine neu ausgerichtete Ausbildung zur Typografin absolvierte.

Seit Mitte der 90er-Jahre leitete ich Agenturen – bis zuletzt in Bielefeld. Früh bin ich Mutter einer Tochter geworden und habe meinen Mann vor etwa 24 Jahren lieben gelernt. Er brachte einen Sohn und eine Tochter in unsere Beziehung. Und heute haben wir gemeinsam bereits vier Enkelkinder.

Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit der Frage, wie das ideale Nachhaltigkeitsmagazin aussehen müsste und im April erschien die erste Ausgabe, „Guats“ genannt.

Zwei Eigenschaften an dir, auf die du stolz bist:

Hmm, gar nicht so einfach. Meistens denke ich bei „stolz sein“ an unsere Kinder und Enkelkinder. Das sind so großartige Menschen und obwohl wir eine Patchwork-Familie sind, spürt man, dass sie auch ohne uns eine starke Beziehung zueinander haben. Und dass das so gekommen ist, macht mich sehr stolz und vor allem dankbar – und ich denke, dass mein Mann und ich daran nicht völlig unbeteiligt waren.

Und eine zweite Eigenschaft? Auch wenn ich mich rückwirkend manchmal falsch eingeschätzt habe, denke ich, dass meine Wahrheitsliebe und mein Gerechtigkeitssinn herausragende Eigenschaft ist. Ich bin sehr ernsthaft daran interessiert, meine Untiefen und Schwächen zu erforschen. Ich denke, dass in der Akzeptanz und Annahme der eigenen Schattenthemen, auch der vielleicht schmerzhaften Vergangenheit und Familiengeschichte, sehr viel Souveränität steckt und dass das Leben dadurch leichter wird.

Was erwartet die Leser/innen von GUATS?
Guats soll ein Alltagsbegleiter werden, der Menschen zusammen führt, die die Welt verbessern möchten oder auch nur vor dem Hintergrund des drohenden Klimawandels als einen friedlichen und lebenswerten Ort erhalten möchten. Vorgestellt werden regionale Erzeuger*innen und Unternehmer*innen.

Es werden Alltagstipps gegeben und vor allem Netzwerke und Initiativen vorgestellt.

Nach Corona soll der Veranstaltungskalender ein wichtiger Teil werden.

Magst du uns mehr zur Gründungsgeschichte von GUATS erzählen?

2016 habe ich beruflich eine spontane Vollbremsung erlebt. Mein Mann hatte beschlossen, nicht mehr zu arbeiten. Und ich habe zwar sehr gerne gearbeitet, doch fand ich die Vorstellung mal ein Sabbatical einzulegen äußerst verführerisch. Und da ich familiäre Wurzeln hier im Allgäu habe, wir das Haus hier haben und unsere Familie das Allgäu liebt, zogen wir nach Lindenberg und schafften uns einen Camper an. Um noch einmal völlig neues zu erleben.

Verrückter Weise fühlte sich das aber gar nicht so gut an. Ich vermisste meine sozialen Bezüge und meine Arbeit und fühlte mich eher fremd und isoliert. Also begann ich zu erforschen, was ich nun wirklich von Herzen gerne tun würde. Ich hatte mal an der Uni Essen, der ehemaligen Folkwang Schule, Kommunikationsdesign studiert. Die Uni war sehr künstlerisch ausgerichtet. Doch da ich früh Mutter wurde und bereits bereits seit meinem 21-sten Lebensjahr auftragsbezogen und für Kunden arbeitete, ließ ich mich nie wirklich auf meine ureigene Kreativität ein. Also überlegte ich nun, nach meinen Berufsjahren meine künstlerische Seite mehr auszuleben. Doch ich musste feststellen, dass ich diese Seite – also kreativ sein ohne Zweckbezug – nicht wirklich genießen konnte. Es langweilt mich teilweise sogar.

Auf der anderen Seite interessieren mich seit Jahrzehnten viele gesellschaftspolitische Themen, wie Grundeinkommen, der drohende Klimawandel, aber auch Potenzialentfaltung, Erziehung und neue Schulformen. Vor etwa sieben Jahren entdeckte ich die Mitnehm-Zeitschrift „Nachhaltiges Allgäu“ und kontaktierte den Initiator Peter Scharl, weil ich mir dachte, dass die Idee einer solchen Zeitschrift super ist, man sie aber lesefreundlicher gestalten kann. Damals hatte ich bereits einige Nonprofit-Projekte und meiner Geschäftspartnerin konnte ich keinen weiteren Nonprofit-Job zumuten. Also kamen wir nicht zusammen, denn die Zeitschrift „Nachhaltiges Allgäu“ wurde quasi rein ehrenamtlich produziert. Und als ich dann bereit war auch unentgeltlich tätig zu werden, kamen wir in unseren Vorstellungen leider nicht zusammen.

In mir reifte aber der Wunsch ein Medium zu schaffen, wie ich es gern gehabt hätte als Zugezogene hier im Allgäu. Ein Medium, dass die großen gesellschaftlichen Fragen runterbricht auf das Leben in der eigenen Region. Es gibt deutschlandweit viele Nachhaltigkeits-Magazine – das habe ich aufwendig recherchiert – doch es gibt quasi keine Medien, die vor Ort und im Alltag umfassend informieren.

Wie unterstütze ich am besten eine Landwirtschaft, die verträglich ist für unsere Erde? Wo finde ich Initiativen, denen ich mich im Hinblick auf den drohenden Klimawandel anschließen kann und die für eine tragfähige Zukunftsgesellschaft stehen? Wo sind Gleichgesinnte? Menschen, die etwas verändern und bewirken möchten, denen ich mich mit meinen Talenten und Ressourcen anschließen kann?

Ich erlebe hier im Allgäu ein riesiges Interesse an Veränderungen. Und daher glaube ich, dass Guats funktioniert und erfolgreich wird.

Was ist Neu – was unterscheidet euch von den Zeitschriften auf dem Markt

Eindeutig „die Regionalität“, die ist neu. Erstaunlicher Weise haben meine Recherchen ergeben, dass es scheinbar keine Zeitschriften gibt, die das nachhaltige Leben, Handeln und Konsumieren in der Region unterstützen.

Wobei: Vor wenigen Tagen ist die Zeitschrift „Nachhaltig Leben“ vom Szene Kultur Verlag aus Wangen erschienen. 2019 habe ich den Geschäftsführern des Verlages das Thema nahegebracht und stieß auf wenig Interesse. Dass sie das Heft nun produzieren war erst ein Dämpfer. Wenn wir Guats nicht schon in den Startlöchern gehabt hätten, hätte uns das vielleicht ausgebremst. Doch ich glaube heute, dass alles gut ist und wir auf dem richtigen Weg sind. Das Thema verträgt jede Form der Initiative.

Was ist deine/eure Vision für GUATS in den nächsten 5 Jahren?

Susanne Weimann, Viola Krauss und ich, wir sind sehr unterschiedlich motiviert. Viola hat mit Hingabe die Portraits im Guats geschrieben. Sie wohnt sehr idyllisch bei Gestratz und geht in der Haltung ihrer Tiere auf. Sie ist passionierte Pferdeliebhaberin, hält darüber hinaus Schafe und Hühner. In der „Allgäuerin“ erschien neulich Ihre neue Kolumne „Violas Landliebelei“. Ich denke dort liegt ihre stärkste Motivation. Sie liebt die Menschen und Ihre Geschichten und sie ist eng mit dem Leben auf dem Land verbunden.
\nSusanne ist mit Herzblut Portrait-Fotografin und darüber hinaus hat sie in den letzten Jahren schamanische Ausbildungen absolviert. In der Fotografie und in der Ausrichtung von Seminaren liegt vermutlich ihre Zukunft – auch wenn Corona das gerade etwas ausbremst.

Ich selbst möchte vor allem politisch wirken und meine Talente dazu einbringen. Da ich mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Agenturleitung habe, fällt mir die Organisation von vernetzten und interdisziplinären Marketingmaßnahmen leicht. Ich möchte damit meinen Teil dazu beitragen, dass die Welt zukünftig lebenswert bleibt und dass wir unseren Enkelkindern auch wirklich eine lebenswerte Zukunft ermöglichen.

Ich wünsche mir, dass Guats in fünf Jahren eine feste Größe für die gesellschaftliche Transformation in der Region geworden ist und dass viele Menschen sich über ein neu erschienenes Guats freuen werden.

Kristina, welche Rubrik/Artikel aus dem letzten Magazin gefällt dir am besten und warum?

Mir persönlich gefällt vor allem die Mischung. Am stärksten verbunden bin ich aber mit dem Dossier„Aufbruch“.  Es liegt gerade so viel Power im gesellschaftlichen Wandel und das fasziniert mich ohne Ende. Auch wenn der Klimawandel extrem bedrohlich für die Menschheit ist, es liegen gerade so viele Veränderungspotenziale in der Luft und eins ist absolut sicher: Wir alle müssen uns im Denken, Handeln und Fühlen verändern – wir müssen quasi unsere Epigenetik neu programmieren um den Herausforderungen der Zeit gewachsen zu sein. Es muss auch wirklich sehr bald jedem klar sein, wie ernst die Lage ist.

Abschließend zwei allgemeine Fragen:

Was verbindest du mit dem Wort Nachhaltigkeit?

Ganz ehrlich: Ich gehöre nicht zu den Menschen, die glauben, dass der eigene Konsum viel bewirkt. Global betrachtet sind wir hier im Allgäu zu unbedeutend, um den Klimawandel dadurch aufzuhalten.

Echte Chancen liegen im gesellschaftlichen Wandel. In der Veränderung unseres Status-Denken. Materieller Reichtum sollte längst eher uncool sein und schon in den Schulen sollten soziale Persönlichkeitsaspekte die wahren Statussymbole bilden.

Verbundenheit zu spüren – zu uns selbst und zu unseren Mitgeschöpfen. Und dass wir uns selbst wieder Stärker als Teil der Natur sehen. Darin liegen für mich die nachhaltigsten Veränderungen, die wir alle anstreben können. Und wenn diese Veränderungen dann noch in der Politik ankommen, so  dass Industrien und die Wirtschaft Ihre Macht verlieren, ich glaube erst dann haben wir eine echte Chance den drohenden Klimawandel aufzuhalten – weil dann Menschen wirklich die Lust am unsinnigen Konsumieren verlieren. Dazu sind der Hirnforscher Gerald Hüther und der Philosoph Richard David Precht große Vordenker.

Und ich glaube, dass Frauen gerade enorm an Einfluss gewinnen und Veränderungen im Sinne aller bewirken können. Denn die Suche nach Verbindung unter den Menschen, aber auch zwischen Natur und Mensch ist für Frauen oft viel selbstverständlicher.

Deine 3 Tipps für einen bewussten Lebensstil:

Die Stimme des eigenen Herzens erforschen und spüren.

Sich mit anderen Menschen verbinden, die ähnliche Interessen teilen und etwas zum Besseren ändern wollen.

Für unseren Planeten gibt es im Konsumverhalten vermutlich keinen größeren Nutzen als die Unterstützung von nachhaltig wirtschaftenden Direktvermarktern und Kleinbauern. Wir benötigen global und regional die Agrarwende, den Verzicht auf Pestizide und die Pflege der Böden.

Was hat euch von der Zusammenarbeit mit obumi überzeugt?

Mir ist eine Postkarte von obumi zum ersten Mal im letzten Sommer aufgefallen. Und das Design gefiel mir ausgesprochen gut. Umso mehr habe ich mich gefreut Dich, Natalie, kennenzulernen und dass ihr hier in Lindenberg seid, hat mich total verblüfft. Was ihr macht, kommt sehr sympathisch rüber. Eure Produkte sind super schön und zwei Schals interessieren mich besonders, die würde ich gerne mal anprobieren ;)

Vielen Dank, Natalie, für die Einladung zu diesem Interview – hat mich sehr gefreut!

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